GästeDialog #11

Vom Wiederaufblühen alter Traditionen und einem ganz besonderen Theaterbesuch…

„Wie ein Prominenter“ hat sich Markus V. gefühlt, als er im Sommer letzten Jahres das Staatstheater am Gärtnerplatz besucht. Er nutzt einen Rollator und ist deshalb auf einen barrierefreien Zugang angewiesen. Obwohl er nicht im Voraus einen Sitzplatz am Rand angefragt hatte, kann ihm das Theater spontan eine Sitzmöglichkeit auf dem Rollstuhlplatz anbieten. Markus V. ist von dem Service begeistert, denn er wird am Eingang abgeholt, zum Fahrstuhl geführt und bis in den Vorstellungssaal und zu seinem Platz begleitet.

Nicht nur an den professionellen wie freundlichen Umgang erinnert er sich gerne zurück – auch die Operette „Die Fledermaus“, der er im Anschluss lauscht, gefällt ihm sehr. Ihn begeistern die schönen Kostüme und das humorvolle Schauspiel. „Die Fledermaus“ von Johann Strauss gilt als eine der berühmtesten Operetten des Komponisten, weshalb sie häufiger in großen Opernhäusern aufgeführt wird. Auch Markus V. kannte die Geschichte schon vorher, hatte sie aber noch nie live inszeniert gesehen. Ohne die Vermittlung durch KulturRaum hätte er die Kategorie Operette vermutlich nicht im Blick gehabt. Im persönlichen Gespräch mit unseren Vermittlerinnen hat er die Gelegenheit genutzt und mal etwas Neues ausprobiert.

Eigentlich schlägt das Herz von Markus V. nämlich für Konzerte aller Art. Musik begeistert ihn seit der Jugend – und das über alle Genres hinweg. Mit gerade einmal 14 Jahren besucht er sein erstes Konzert im damaligen Kongresssaal des Deutschen Museums. Seitdem bestimmen Konzerte seine kulturelle Freizeitgestaltung. Im August 2020 meldet sich Markus V. bei KulturRaum München an, da seine finanziellen Mittel für Kulturerlebnisse durch seine starke Mobilitätseinschränkung wegfallen. KulturRaum München bietet ihm nun die Chance, sein Kulturhobby weiterzuführen und auch mal wieder von Zuhause rauszukommen.

Erst vor kurzem war Markus V. über die Kartenvermittlung bei seinem ersten klassischen Konzert. Es war das Jubiläumskonzert von KulturRaum München und dem akademischen Symphonieorchester in der Isarphilharmonie, welches ihn beeindruckte und ihm sehr gefiel. Die Möglichkeit, über den Tellerrand hinauszuschauen und auch neue Spielstätten kennenzulernen schätzt Markus V. besonders. Auf diese Weise hat er schon das ein oder andere Museum oder Kabarettbühne neu entdeckt. Scherzhaft erzählt er zudem, man lerne „so einige Hintereingänge kennen“, wenn man auf barrierefreiem Weg in Gebäude „eingeschleust“ wird. So habe er immer einen neuen Blickwinkel auf die Spielstätten oder Museen und sehe so einige Keller und Werkstätten. Körperliche Einschränkungen sollten nie ein Ausschlusskriterium für die Teilhabe am kulturellen Leben sein. So wird das Vorhaben von Markus V., bald einmal eine Oper in der Bayrischen Staatsoper zu sehen, hoffentlich bald in die Realität umgesetzt.

Text: Hannah Göller

Hannah Göller, aktuell Praktikantin bei KulturRaum München, hat sich mit unseren KulturGästen unterhalten und berichtet im „GästeDialog“ über deren Kultur-Erlebnisse.

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