Drei Ehrenamtliche Helferinnen bei Kultur.vor.Ort

Ein unbeschwerter Moment

Antonia Schwingen hat sich mit Menschen unterhalten, die sich bei KulturRaum München ehrenamtlich engagieren.

Hier sind ihre…

Einblicke in die Ehrenamtsarbeit bei KulturRaum München

Kultur ist für alle da und soll für jeden Menschen gleichermaßen zugänglich sein. Das ist zugleich Überzeugung und Zielsetzung des gemeinnützigen Vereins KulturRaum in München. Schon seit 2011 setzen sich die rund 150 größtenteils ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen dafür ein, dass vielfältige kostenfreie Kulturangebote an Menschen mit geringem Einkommen im Raum München vermittelt werden. Basierend auf aktuellen Erfahrungsberichten von Ehrenamtlichen werden hier verschiedene Tätigkeitsfelder des KulturRaums vorgestellt.

Individuelle Wege zu einem gemeinsamen Ziel

Bianca Sachenbacher war schon lange bei der Münchner Tafel in Grünwald tätig, als sie in der Zeitung BISS über ein Interview mit KulturRaum-Vorstandsmitglied Irmelin Ritzert stolperte. Nachdem sie sich anschließend auf der Münchner Freiwilligenmesse weitergehend über den Verein informiert hatte, begann Bianca mit der telefonischen Vermittlungstätigkeit beim KulturRaum. Das ist mittlerweile vier Jahre her – und seit eineinhalb Jahren hilft Bianca zusätzlich alle zwei Wochen bei Kultur.Vor.Ort am Standort Neuhausen dabei mit, Menschen direkt im persönlichen Kontakt Lust auf Kunst und Kultur zu machen.

Vor zwei Jahren stieß Therese Hölscher zum Telefonvermittlungsteam des KulturRaums. Auf der Suche nach einer Möglichkeit, ehrenamtlich tätig zu werden, hatte auch sie sich zunächst bei der Münchner Freiwilligenmesse über den Verein informiert. Inzwischen ist Therese auch Mitglied in einem Chor, der sich wöchentlich zum Singen verabredet und mit einer Stammbesetzung von rund zwölf Sänger*innen vor allem im Rahmen von Kultur.Vor.Ort, aber auch bei anderen Initiativen des KulturRaums auftritt.

Kultur für alle – alle für die Kultur

Bianca ist alle zwei Wochen dienstagnachmittags am Standort Neuhausen bei der Münchner Tafel als Vor-Ort-Vermittlerin anwesend. Etwa 100 Menschen umfasst die Warteschlange bei solchen Tafel-Angeboten. Biancas Ziel ist es, zumindest mit einem Teil der Gruppe ins Gespräch zu kommen, sie über kostenlose Kulturveranstaltungen in der Stadt zu informieren und sie dadurch nicht zuletzt als regelmäßige KulturGäste zu gewinnen. Nach und erkennt man als Vermittler*in auch viele Gesichter wieder und lernt einzelne Personen und deren Interessen besser kennen. Vor allem Kinder sind Biancas Erfahrung nach offen für Kunst- und Kulturangebote; besondere Begeisterung ruft es hervor, wenn ihnen Bastelmaterial bereitgestellt wird und sie selbst schöpferisch tätig werden können. Der Zugang zu den Erwachsenen fällt oftmals schwerer – vielleicht, weil diese generell in ihrem Leben immer wieder mit Ämtern und Einrichtungen, die ihnen etwas anbieten, konfrontiert sind und daher eine gewisse Verunsicherung und Vorbehalte vorhanden sind. Gerade um den Anwesenden nicht das Gefühl zu vermitteln, dass sie auch für den Zugang zu Kultur wiederum als Bittstellende auftreten müssen, gehen die Vor-Ort-Vermittler*innen aktiv auf sie zu. Es soll deutlich sein, dass es sich bei den Angeboten um Möglichkeiten handelt, ganz ungezwungen, unter Rücksichtnahme auf individuelle Interessen und ohne monetäre Gegenleistung. Die Quintessenz aus ihrem ehrenamtlichen Engagement ist für Bianca, „dass man den Menschen einen unbeschwerten Moment mitgeben und Freude bereiten kann.“

Therese hat sich erst bei einer anderen Initiative ehrenamtlich engagiert, bevor sie beim KulturRaum eine Tätigkeit gefunden hat, bei dem sie ihre persönliche Affinität für Kunst und Kultur nachhaltig in ihr soziales Engagement einbringen kann: Therese ist in der telefonischen Kartenvermittlung aktiv, wo sie regelmäßig die KulturGäste anruft, sich mit ihnen vor allem über aktuelle Veranstaltungsangebote unterhält und bei Interesse Eintrittskarten dafür reserviert. „Es gibt Gäste, die würden am liebsten jeden Tag wo hingehen“, berichtet Therese. Etwa alle sechs Wochen „matcht“ die Datenbank jeden KulturGast mit dem für ihn oder sie passenden Kulturangebot. Zu Beginn ihrer Mitgliedschaft beim KulturRaum geben die Gäste jeweils ihre persönlichen Kulturvorlieben an; im Laufe der vielen Telefonate lernen die Vermittler immer mehr über sie und können die Angebotsvorstellung den Profilen entsprechend individuell anpassen. Etwas erschwert wird die Vermittlungsarbeit ab und zu durch Sprachbarrieren; in der Regel funktioniert die Telefonvermittlung aber sehr gut. Immer wieder erlebt Therese, dass sich über das eigentliche Thema hinaus schöne Konversationen ergeben. So hat sie beispielsweise einmal mit einer Gästin aus einer sozialen Fraueneinrichtung telefoniert, die gerne nach mittelalterlicher Art Gerichte zubereitet – die beiden haben daraufhin vereinbart, ihre Kochrezepte einmal auszutauschen. Ihre Tätigkeit beim KulturRaum bewirkt bei Therese „das sehr positive Gefühl, Teil eines sinnvollen Projekts zu sein.“

Für jede*n gibt es das „richtige“ Ehrenamt

In dem breiten Tätigkeitsspektrum des KulturRaums dürfte sich fast jede*r in irgendeiner Form wiederfinden, die bzw. der gerne einem Ehrenamt nachgehen möchte. Ein persönliches Interesse an Kunst und Kultur ist natürlich eine gute Grundlage, aber es ist keine Voraussetzung. Essentiell sind dagegen viel Geduld, Verständnis und nicht allzu große Hemmungen im Umgang mit Menschen, ob am Telefon oder im Direktdialog. „Man darf keine Berührungsängste haben“, fasst Therese zusammen. „Alle KulturGäste haben ihre ganz eigene Biografie. Man sollte ein großes Herz mitbringen, vor allem für die Menschen, die nicht so auf der Sonnenseite des Lebens stehen.“

Nichtsdestotrotz ist es auch wichtig, auf die eigenen Bedürfnisse zu hören und ein Gefühl dafür zu haben, wie viel man sich selbst zumuten kann. Aus allen Erzählungen der Ehrenamtlichen spricht die Erfahrung, dass es wichtig ist, auch bei dem sozialen Engagement für andere achtsam mit sich selbst zu sein. Antoinette war es beispielsweise immer wichtig, dass ihre Ehrenamtstätigkeit sie nicht beruflich einschränkt und sich sowohl mit ihrer allgemeinen Lebenssituation als auch mit ihrer Persönlichkeit vereinbaren lässt: „Es kommt der Moment, wo es passt!“ Und wenn man irgendwann feststellt, dass noch etwas zeitliche Kapazität da ist, die man gerne nachhaltig investieren möchte, bietet der KulturRaum viele Möglichkeiten, auch einmal spontan mit anzupacken. Wichtig ist, dass sich jede*r ihren bzw. seinen individuellen Bereich sucht, in dem der ehrenamtliche Einsatz Spaß macht.

Text: Antonia Schwingen

Wer mehr über das ehrenamtliche Engagement bei KulturRaum München erfahren möchte, kann sich auf unserer Ausstellerseite bei der Münchner FreiwilligenMesse informieren. Wir bieten in der Zeit vom 22.1. bis 31.1. telefonische Sprechstunden und virtuelle Info-Veranstaltungen an.