GästeDialog #3 – 10 Jahre KulturRaum München

KulturRaum München wird dieses Jahr 10 Jahre alt. In unserem GästeDialog unterhalten wir uns deshalb dieses Jahr mit unseren KulturGäst:innen der ersten Stunde, die uns in den 10 Jahren bis heute begleitet haben.

Gemeinschaft schaffen – ganz unkompliziert

Als Frau S. (59) auf den KulturRaum aufmerksam gemacht wurde, hat sie vor allem ein ganz bestimmter Aspekt daran angesprochen: die Tatsache, dass die Initiative ihren Gästen die Möglichkeit bietet, noch eine weitere Person als Begleitung zu einer Kulturveranstaltung mitzubringen. Ein kulturelles Event an sich ist natürlich im Idealfall schon etwas Besonderes – aber wenn man dann auch noch jemanden ganz unkompliziert dazu einladen kann, dieses Erlebnis mit einem zu teilen, macht es umso mehr Freude. Und das schätzt Frau S. bis heute sehr an dem Prinzip, dem der KulturRaum mit seiner Arbeit folgt: Gemeinschaftsgefühl herzustellen, ohne dass es dafür eines hohen organisatorischen Aufwands durch die KulturGäste bedarf.

Frau S. erinnert sich zurück an ihre ersten Erfahrungen mit der Vermittlungsarbeit des Vereins: Damals fühlte sie sich etwas überfordert mit der Vielzahl von Veranstaltungsvorschlägen, die sie telefonisch erhielt, zumal diese in vielen Fällen auch verhältnismäßig spontan kamen. Beruflich eingespannt, wie Frau S. ist, hat sie jedoch nur begrenzte Kapazität, um ihrem Interesse an Kunst und Kultur nachzugehen. Inzwischen erhält Frau S. Angebote in größeren Abständen oder meldet sich selber wenn sie Zeit hat. Da es kein Muss gibt Angebote anzunehmen, ist es ihr möglich in genau dem für sie geeigneten Maß ihren kulturellen Interessensschwerpunkten – Musik, Ballett, Theater und Kunst – nachzukommen.

In den Augen von Frau S. hat das Veranstaltungsangebot des KulturRaums im Laufe der Zeit von seinen ersten Schritten bis heute deutlich an Qualität gewonnen, vor allem in Bezug auf den Erwerb von Kartenkontingenten für bekannte Stücke renommierter Autoren. Besonders eindrückliche Theaterbesuche waren für Frau S. beispielsweise „Woyzeck“ von Georg Büchner oder auch „Die Dreigroschenoper“ von Berthold Brecht. In beiden Fällen handelte es sich um moderne Inszenierungen, die gerade deswegen faszinierend waren, weil die Besucher*innen hier verstärkt zum Mitdenken aufgefordert waren und die Darbietung nicht selbsterklärend war.

Alles in allem weiß Frau S. die Möglichkeit, unentgeltlich an Tickets für Kulturveranstaltungen zu kommen, in höchstem Maße zu schätzen und ist sehr dankbar dafür. Sie selbst lässt sich im Kunst- und Kulturbereich gerne auf Neues ein, auch jenseits ihrer grundsätzlichen Präferenzen. Vor allem durch diese Offenheit und Neugier hat sie schon viele neue Erfahrungen gesammelt, die ihr zum Großteil ausgesprochen gut gefallen haben.

Text: Antonia Schwingen