„Bereichernd, aber auch anstrengend…“

Ein Gespräch über das Ehrenamt als Kulturvermittlerin

Elisabeth ist seit 2015 bei uns als ehrenamtliche Vermittlerin am Telefon tätig. Für ein Schüler:innen-Projekt zum Thema Ehrenamt hat sie Fragen zu ihrem Engagement beantwortet.

Das Interview ist sehr lesenswert für alle, die sich für ein ehrenamtliches Engagement in der Kulturvermittlung interessieren oder mehr über KulturRaum München erfahren möchten:

• Wie sind Sie zu Ihrem Ehrenamt gekommen?

Zu meinem Ehrenamt bin ich über die Freiwilligen-Messe in München gekommen, die jedes Jahr stattfindet. Dort präsentieren sich Einrichtungen und Organisationen aus unterschiedlichen Bereichen (z. B. Soziales, Umwelt, Gesundheit), die Ehrenämter anbieten. Der Stand des KulturRaum hatte mich angesprochen und ich habe mich vor Ort gleich über Details informiert.

• Sind Sie zufrieden mit Ihrem Ehrenamt?

Ja, mit dem Ehrenamt bin ich sehr zufrieden.

• Was müssen Sie in Ihrem Ehrenamt leisten?

Einmal in der Woche bin ich regelmäßig montags für ca. 2 ½ Stunden im Büro des KulturRaum in der Telefonvermittlung aktiv. Der KulturRaum stellt Menschen mit geringem Einkommen, das in der Regel einmal pro Jahr nachzuweisen ist, kostenlose Karten für kulturelle Veranstaltungen zur Verfügung. Das Ziel ist, den Gästen – so werden die beim KulturRaum registrierten Personen bezeichnet – alle vier Wochen die Teilnahme an einer entsprechenden Veranstaltung zu ermöglichen. Jeder Gast darf eine Begleitperson mitnehmen, die ebenfalls eine kostenlose Karte erhält, um einen Besuch z. B. im Theater, Kino, Museum, Konzert oder einer Ausstellung zu genießen. Das Angebot ist breit gefächert. Als Telefonvermittlerin steht mir eine Datenbank zur Verfügung, in der alle Gäste gelistet und berechtigt sind, ein Kartenangebot zu erhalten. Anhand dieser Liste rufe ich einen Gast nach dem anderen an und frage nach, ob eine passende Veranstaltung für ihn dabei ist. Wenn ja, buche ich, je nach Wunsch, eine oder zwei Karten. Diese sind dann beim Veranstalter direkt hinterlegt. Am Tag der Veranstaltung brauchen die Gäste dann nur an den Veranstaltungsort zu gehen, ihren Namen zu sagen und die hinterlegte/n Karte/n abzuholen.

Neben der Kartenvermittlung nehme ich Anrufe von Gästen entgegen, die sich von sich aus melden, weil sie schon länger keine Veranstaltung besucht haben, die bereits bestellten Karten aus persönlichen Gründen absagen oder die eine Vermittlungspause wünschen, während der sie nicht kontaktiert werden möchten. Manchmal entwickeln sich Gespräche neben der reinen Kartenvermittlung, die bereichernd, aber auch anstrengend sein können.

Wenn Probleme oder Fragen auftreten, kann ich mich immer an einen KvD, das ist ein Kontakter vom Dienst, wenden, der mich bei der Lösungsfindung unterstützt oder sich direkt mit einschaltet.

Werden Sie finanziell entschädigt?

Nein, eine finanzielle Entschädigung erhalte ich nicht.

• Was ist an Ihrem Ehrenamt lohnend?

Am Wichtigsten ist für mich der Kontakt zu Menschen, denen man etwas Gutes tun kann. Das gibt mir das Gefühl, etwas Sinnvolles in meiner Freizeit zu machen. Dadurch, dass jedes Gespräch anders verläuft, fühle ich mich gefordert, mich auf jeden einzelnen Gast zu konzentrieren und auf ihn einzugehen. Einige Gäste bedanken sich sogar dafür, sich mit ihnen ein wenig ausgetauscht zu haben, das ist schön.

Außerdem schätze ich es sehr, Teil des KulturRaum-Teams zu sein. Als Rentnerin habe ich dadurch automatisch soziale Kontakte zu netten Menschen und verliere nicht ganz den Anschluss ans allgemeine Geschehen. Als Ehrenamtliche habe ich eine Ansprechpartnerin, die sich um alle Belange der Ehrenamtlichen kümmert. Sie organisiert regelmäßig Veranstaltungen für uns und verschafft uns so die Möglichkeit, Veranstaltungsorte auch „hinter den Kulissen“ erleben zu dürfen. Jedes Jahr gibt es darüber hinaus ein Sommerfest sowie eine Weihnachtsfeier. Es findet insgesamt eine wirklich intensive Betreuung und Wertschätzung der Ehrenamtlichen statt.

Weil wir mit einer Datenbank arbeiten, muss ich mich, wenn auch nur geringfügig, mit etwas Technik beschäftigen, was nicht schadet.

• Was war Ihr schönstes Erlebnis im Ehrenamt?

Einmal hat mir ein Gast telefonisch sein Feedback gegeben zu einem Konzert, das er vom KulturRaum vermittelt bekommen hatte. Ganz begeistert hat er berichtet, er habe einen tollen Platz in der zweiten Reihe Parkett bekommen, von wo aus er den Dirigenten genau beobachten konnte, was ihn sehr gefreut habe. Nach dem Konzert traf er dann zufällig sogar noch persönlich auf den „Orchesterchef“, mit dem er tatsächlich ins Gespräch kam. Das war für den Gast ein herausragendes Erlebnis und für mich eine bemerkenswerte Geschichte.

• Gibt es störende Faktoren bei Ihrem Ehrenamt?

Störende Faktoren als solche habe ich bislang noch nicht erlebt. Zwischendurch klappt es mal nicht gleich mit der Technik oder Gäste sind recht anspruchsvoll und wollen nur in ganz bestimmte Veranstaltungen gehen. Dann ist etwas Geduld gefragt.

• Was möchten Sie Schülerinnen und Schülern darüber hinaus noch zum Ehrenamt sagen?

Ein Ehrenamt bietet aus meiner Sicht auf jeden Fall die Möglichkeit, sich für die Allgemeinheit ein wenig einzubringen und einen aktiven Beitrag zur Gesellschaft zu leisten. Das vermittelt einem nach meiner Erfahrung ein gutes Gefühl. Man bekommt dadurch auch einen anderen Blick auf seine eigene Situation und erfährt, dass viele Dinge nicht selbstverständlich sind. Manche Erlebnisse (z. B. jemand kann ein Kartenangebot nicht annehmen, weil er kein Geld hat für die erforderliche Fahrkarte zum Veranstaltungsort) haben mich regelrecht wieder „geerdet“.