Ein Theaterabend über den Krieg – GästeDialog #12

KulturPatin Corinna Lambernd erzählt:

Ich habe vor vielen Jahren als Lektorin in der Ostukraine an der Universität Donezk Deutsch unterrichtet und der Krieg in der Ukraine macht mich daher besonders betroffen. Ich nutze meine Russischkenntnisse, um ukrainische Geflüchtete zu unterstützen und bin seit Sommer 2022 auch KulturPatin für Tetiana, Grigorii und Valentyna, die mit über 70 Jahren ihre Heimat verlassen mussten.

Dank KulturRaum können wir öfters zusammen ein klassisches Konzert besuchen und waren sogar schon in der Oper.  „Wir sind immer froh, auf andere Gedanken zu kommen und eines der schönen Münchner Theater oder eine interessante Ausstellung zu genießen und sind KulturRaum sehr dankbar für diese Möglichkeit“, sagen Tetiana, Grigorii und Valentyna.

Gerade haben wir in den Kammerspielen das Stück „Xata -Zuhause“ der litauischen Regisseurin Kamilé Gudmonaité gesehen, das sich als eine „musikalisch-tänzerische Gratwanderung mit Ukrainer:innen und Russ:innen aus München“ versteht. Getrennt voneinander in zwei Teilen vermischen sich eingeblendete Videointerviews über den Krieg mit dem kraftvollen Gesang ukrainischer Volkslieder bzw. einer Tanzperformance in der Tradition des russischen Balletts.

Sehr symbolträchtig war, dass zum Schluss die Darsteller:innen nicht auf die Bühne kamen, sondern das Publikum einer leeren Bühne applaudierte, auf der nur ein Abspann über die Mitwirkenden informierte. Für ein gemeinsames Auftreten sind die Gräben zu tief – auch wenn die russischen Protagonist:innen selbst vor Putin geflohen sind.

Ein Ende des Kriegs und eine Lösung des Konflikts sind nicht in Sicht und so kann es am Schluss der Aufführung nur ein dröhnendes Schweigen geben.

Der Theaterabend hat die ukrainischen KulturGäste sehr bewegt und wir haben noch lange darüber gesprochen, wie in Zukunft ein Zusammenleben von Russen und Ukrainern möglich sein kann.

PS: Ein Programmheft mit ukrainischer und russischer Übersetzung wäre für dieses Projekt toll gewesen.