GästeDialog #4 – 10 Jahre KulturRaum München

KulturRaum München wird dieses Jahr 10 Jahre alt. In unserem GästeDialog unterhalten wir uns deshalb dieses Jahr mit unseren KulturGäst:innen der ersten Stunde, die uns in den 10 Jahren bis heute begleitet haben. Hier kommt die zweite Ausgabe des Jubiläums-Dialogs…

„Sie geben den Menschen Freude!“

Obwohl Frau D. über keinen Internetanschluss verfügt, ist sie up-to-date in Bezug auf das Kunst- und Kulturgeschehen in München – darum kümmern sich die Telefonvermittler*innen des KulturRaums, die die 88-jährige alle paar Wochen anrufen und ihr eine Reihe von Programmpunkten vorstellen. Da Frau D. beim KulturRaum keine konkreten Sparten angegeben hat, auf die sich ihr Interesse beläuft, kann man ihr ein recht vielfältiges Spektrum anbieten, aus dem sie dann eine Veranstaltung auswählt.

Früher gab es weniger Auswahl

Frau D. weiß noch, dass diese Auswahlmöglichkeit früher gar nicht so selbstverständlich war: Ihre ersten Erfahrungen mit dem KulturRaum gestalteten sich überwiegend so, dass ein Angebot entweder angenommen oder abgelehnt werden konnte – eine Alternative lag aber meist nicht vor. Den Vermittler*innen „einen Korb zu geben“ traute sich Frau D. damals kaum; zum einen hätte sie es als unhöflich empfunden, eine so persönlich übermittelte Einladung auszuschlagen, und zum anderen konnte man nicht wissen, wann es wieder einmal ein Angebot geben würde, weil der KulturRaum in München noch nicht allzu präsent war und anfangs nur ein eher übersichtliches Kartenkontingent zu vergeben hatte.

Ehrliches Feedback gehört dazu

Heute zeigt sich, wie sehr das Angebot des KulturRaums im Vergleich zu den ersten Schritten vor zehn Jahren an Umfang gewonnen hat. Mittlerweile ist es möglich, jedem einzelnen KulturGast ein möglichst personalisiertes Programm anzubieten, was neben einem enorm gewachsenen Kreis von Kooperationspartner*innen auch daran liegt, dass eine gewisse Vertrautheit zwischen langjährigen Gästen und Vermittler*innen herrscht und zu diesem offenen Umgang auch das ehrliche Feedback gehört. Frau D. war es beispielsweise einmal ein Bedürfnis, eine Rückmeldung an den KulturRaum zu geben, als sie in der Münchner Residenz eine Inszenierung eines deutschen Klassikers zu sehen bekam, die ihr persönlich nicht zugesagt hat. Ausgesprochen unterhaltsam und daher besonders eindrücklich fand Frau D. demgegenüber eine Konzertveranstaltung unter Moderation von Thomas Gottschalk, die sie mit einer Freundin im Gasteig besucht hat. Beide Arten von Erfahrungsbericht – ob über ein besonders positives oder auch über ein weniger zufrieden stellendes Kulturerlebnis – sind für die KulturRaum-Vermittler*innen gute Anhaltspunkte im Hinblick auf ihr künftige Angebotszusammenstellung für Frau D.

Das Ambiente und Barrierefreiheit sind wichtig

Neben der inhaltlichen Qualität künstlerischer Darbietungen sind für Frau D. auch die jeweiligen Veranstaltungsorte ein wichtiges Kriterium. Zu einem einladenden Ambiente gehört in ihren Augen unter anderem, dass der Vorführungsraum gut temperiert ist, dass es bei einem längeren Programm eine Pause gibt und dass es idealerweise eine Gastronomie gibt. Außerdem ist Barrierefreiheit in Frau D.s Fall ein zentrales Thema, da sie beim Gehen stark eingeschränkt und der Veranstaltungsbesuch ohne eine mobile Begleitung und entsprechende Vorrichtungen vor Ort sehr umständlich ist. Vor diesem Hintergrund sind beispielsweise Angebote im Münchner Herkulessaal stets sehr willkommene Gelegenheiten für Frau D., da der Festsaal in der Residenz sowohl gut angebunden ist als auch mit barrierefreien Zugängen aufwarten kann.

Eine wunderbare Einrichtung

Zusammengefasst ist der KulturRaum für Frau D. „eine ganz wunderbare Einrichtung“. Der für sie vor allem ideelle Wert der Initiative spiegelt sich beispielsweise in Form der Rundbriefe des Vereins, die Frau D. immer wieder mal unerwartet in ihrer Post findet. Vor allem während der aktuellen Pandemiezeit, in der Kunst und Kultur wie so viele andere Bereiche des täglichen Lebens brach liegen, hat sie sich sehr über die schriftlichen Tipps und Unterstützungsangebote gefreut. Ihr nachdrücklicher Appell an den KulturRaum e. V. lautet daher auch über die Kartenvermittlung hinaus: „Sie müssen erhalten bleiben – Sie geben den Menschen Freude!“ 

Text: Antonia Schwingen

Hier gehts zur ersten Ausgabe des Jubiläums-Dialogs…