GästeDialog #7 – 10 Jahre KulturRaum München

Wo ein Wille ist…

Frau X. ist zwar noch recht neu beim KulturRaum, konnte aber bereits ein Kulturformat wahrnehmen, das in ihren Augen „hervorragend“ war: Die Banksy-Ausstellung im Münchner Isarforum. Fasziniert konnte sie dort beobachten, dass der britische Streetart-Künstler, der sich um die Geheimhaltung seiner wahren Identität bemüht, ein ganz bunt gemischtes Publikum anzieht. Bei der Ausstellungskonzeption scheint man allerdings vordergründig doch von einer eher jüngeren Zielgruppe ausgegangen zu sein, so Frau X.: Es habe keine Sitzgelegenheiten gegeben, was für sie selbst und andere Menschen fortgeschrittenen Alters nicht unproblematisch sei. Nichtsdestotrotz: Der enorme Umfang der Präsentation und die inhaltliche Vielfalt angeschnittener Themen, die die Gesellschaft aktuell bewegen, war für Frau X. „einfach toll“.

Frau X. selbst stammt aus einer der Wissenschaft und Bildung sehr verbundenen Akademikerfamilie. Obwohl künstlerische Praxis nicht vom Elternhaus vorgelebt oder aktiv dazu angeregt wurde, entwickelte Frau X. ganz aus sich selbst heraus in ihrer Jugend eine große Passion für das Schauspielern. Während des Studiums stand sie immer wieder im Theater auf der Bühne – und das recht erfolgreich. Auch Mitglied in einem Orchester war Frau X., bis sie schließlich durch den Berufseinstieg und einen daran geknüpften Wandel ihrer Lebenssituation gezwungen war, ihre musische Seite sehr zurückzustellen.

Kaum verwunderlich ist es, dass bei Frau X. auch jetzt, wo sie altersbedingt selbst nicht mehr künstlerisch-darstellend tätig ist, das Interesse an Kunst und Kultur keineswegs verebbt ist. Durch das Angebot des KulturRaums hat sie die Möglichkeit, ab und an als Zuschauerin ihrer Leidenschaft nachzukommen. Ihr erstes Konzert beispielsweise, zu dem sie in diesem Rahmen gekommen ist, war ein Barockkonzert in der Heiliggeistkirche. Als nächstes steht ein griechischer Musikabend unter freiem Himmel an, auf den sich Frau X. schon freut – bietet ein solches Erlebnis doch trotz eingeschränkter Mobilität eine Gelegenheit, zumindest geistig zu verreisen und gedanklich den ein oder anderen lange zurückliegenden Griechenlandurlaub noch einmal zu genießen.

Text: Antonia Schwingen